GENOVEVA

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Theater an der Wien
27.5.2000
Oper Leipzig in Kooperation mit den Wiener Festwochen

Dirigent: Gabriele Ferro
Gewandhausorchester
Inszenierung und Bühnenbild - Achim Freyer
Kostüme - Amanda Freyer

Hidulfus, Bischof von Trier - David Wakeham
Siegfried, Pfalzgraf - Tom Erik Lie
Genoveva, seine Gattin - Anne Schwanewilms
Golo - Deon van der Walt
Margaretha, Golos Amme - Patricia Spence
Drago, Haushofmeister- Roland Schubert

u.a.

Opern-Wiederbelebungen bestätigen meist das Urteil der Rezeptionsgeschichte...
(Dominik Troger)

Diese Erfahrung mußte man auch bei Schumanns "Genoveva" machen. Sie war 1850 im Leipziger Stadttheater uraufgeführt worden - und wenn sich die Oper Leipzig in einer Koproduktion mit den Wiener Festwochen dieses Werks nun annahm, dann hatte es vor allem jubilarischen Charakter.

Nun wäre es leicht den Stab über diese "Genoveva" zu brechen, wenn man festhielte, dass zur Pause der Aufführung Dutzende Besucher abhanden kamen und dass das Libretto für einige bemitleidende Schmunzler gut war. Denn die Regie und Ausstattung von Achim Freyer vermochten zwar bis zu einem gewissen Grad mit Farbenspielen und phantasievollen Verfremdungseffekten zu beeindrucken, konnte aber wegen ihrer unglaublichen Statik das Gemüt der Zuhörerschaft wenig beflügeln.

Weil nun die Sänger auch das waren, was gerne unter "Ensembleleistung" subsummiert wird, blieb einem nur auf das Gewandhausorchester zu lauschen, dessen spielerischen Qualitäten umso mehr zum Tragen kamen. Das waren wirklich Labsal und zauberte aus dieser Genoveva ein symphonisches Meisterstück, das schon im langen Vorspiel wunderschön anzuhören war. Da konnte einem deutlich werden, dass Schumann mit seiner Komposition in damals noch unentdecktes Niemandsland vorgedrungen war. Ja, dass er Wagner, der zu dieser Zeit gerade Tannhäuser und Lohengrin komponiert hatte, den Weg zur musikalisch-psychologischen Verflechtung der "Tristan-Harmonie" gewiesen haben könnte. Aber Wagner hat auf dieser Basis leidenschaftliche "Ohrwürmer" und eine handfeste Dramatik entwickelt. Die Verinnerlichung dieser "schaurigen" Opernhandlung, die Schumann offenbar vorgeschwebt ist, hat aber die Diskrepanz zwischen der feingewobenen Musik und der plakativen Dramaturgie nur gefördert.

Die Inszenierung von Achim Freyer machte sich eine eigene Farbensymbolik zu nutze, nähte sperrige, kistenähnliche Mäntel mit beweglichen färbigen Seitenteilen, die von den Sängern aufgeklappt und zugeklappt werden konnten. Aufgrund dieser Kostüme in denen sie wie in übergestülpten Pappkartons steckten, war den Sängern aber kein Interagieren möglich. Die Statik, die herrschte, kam einer konzertanten Aufführung gleich und torpetierte das Unterfangen einer Ehrenrettung dieser Schumannschen Oper in höchstem Maße. Der Beifall war freundlich, aber - bis auf einige unermüdliche Bravo-Rufer - wenig enthusiastisch.