DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN

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Volksoper
17.4.2010
Premiere

Dirigent: Alfred Eschwé

Inszenierung nach Ernst-Theo Richter
Spielleitung: Wolfgang Bücker
Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Jorge Jara
Lichtkonzept: Gérard Cleven

König Treff - Manfred Hemm
Prinz - Mehrzad Montazeri
Prinzessin Clarisse - Alexandra Kloose
Leander -
Wilfried Zelinka
Truffaldino - Christian Drescher
Pantalon/Herold/Zeremonienmeister - Daniel Schmutzhard
Zauberer Tschelio - Lars Woldt
Fata Morgana - Irmgard Vilsmaier
Linetta - Martina Mikelic
Nicoletta - Mara Mastalir
Ninetta - Anja-Nina Bahrmann
Köchin - Dirk Aleschus
Farfarello - Stefan Cerny
Smeraldina - Eva Maria Riedl


Fruchtgenuss

(Dominik Troger)

An der Volksoper ging Samstagabend Prokofjews Operngroteske „Die Liebe zu den drei Orangen“ über die Bühne. Die Produktion stammt von der Hamburgischen Staatsoper. Sie wird – folgt man dem einhelligen Premierenapplaus – auch in Wien erfolgreich sein.

Die Regie stammt von Ernst-Theo Richter, das Bühnenbild von Karl-Ernst Herrmann. Richter ist wenige Monate nach der Hamburger Premiere (Jänner 2002) verstorben, die szenische Einstudierung an der Volksoper besorgte Wolfgang Bücker.

Prokofjews Parabel über das Theater und das Leben basiert auf einem Stück von Carlo Gozzi. Schon im Prolog wird die Frage gestellt, was ein Theaterstück dem Publikum geben soll: Rührung? Lachen? „Die Liebe zu den drei Organgen“ entpuppt sich als groteske Antwort auf alle Publikumswünsche, kurz und knapp gehalten, voller „Action“ mit Märchenhandlung und Liebesgeschichte. Die Handlung ist zugleich eine Satire auf das klassische Theater des 19. Jahrhunderts, bei der Uraufführung 1921 war die große Revolution bekanntlich schon „passiert“. Trotzdem – so kann man im Programmheft nachlesen – wollte Prokofjew eigentlich nur eine „amüsante“ Oper schreiben.

Die Inszenierung vermittelte den satirischen Bezug – zeigte die Bühne doch nicht nur eine Zirkusarena, sondern zugleich – ähnlich einem Vexierbild – ein Anatomietheater, mit hochgezogenen Sitzreihen, auf denen der Chor Platz zu nehmen hat (dem Publikum spiegelbildlich gegenüber gesetzt). Die Szene war – ganz in Prokofjews Sinne – immer in Bewegung. Zudem sorgten phantasievolle Kostüme und überzeichnete Charaktere für gute Stimmung. Allerdings, die Ausrichtung der Inszenierung, auch in der Personenführung, schien stark pragmatisch konditioniert und weniger auf „künstlerisches Raffinement“ bedacht.

Dem entsprach auch die muskalische Umsetzung unter Alfred Eschwé: hier zeigte sich der Gesamteindruck mehr revue- oder operettenhaft und etwas grell. Die Subversivität dieser Musik, die dann wieder ins Groteske umschlägt, sich gleichsam selbst persiflierend, oder sich zu großer opernhafter Geste aufschwingend, wurde weniger betont. Es ging vor allem zügig dahin, die rhythmische Seite dominierte stark, man widmete sich dem Werk mit Schwung – und das ging Hand und Hand mit dem antreibenden Geschehen auf der Bühne.

Im vielköpfigen Ensemble gab es nur Pluspunkte – und sogar einen ganz kurzfristigen, sich bestens in die Produktion einfügenden Einspringer: Wilfried Zelinka als Leander aus Graz. Direktor Robert Meyer lieferte vor der Aufführung die Begründung und berichtete humorvoll von der Stimmbandentzündung der reizenden Ninetta Anja-Nina Bahrmann (sie sang trotzdem) und vom krankheitsbedingten Ausfall Karl Humls als Leander, dessen Ersatz – wegen des isländischen Vulkanausbruchs – schließlich aus Graz anreiste.

Mehrzad Montazeri bestand als hypochondrischer Prinz, der durch Lachen geheilt Ninetta „aus der Orange befreit“. Christian Drescher sang einen pfiffigen Truffaldino, Lars Woldt einen imposanten Zauberer Tschelio, Irmgard Vilsmaier eine nicht weniger saft- und kraftvolle Fata Morgana. Die Köchin (Dirk Aleschus) gab mit einer Körpergröße von über zwei Metern und einer an Wagner-Bösewichte gemahnenden Bassstimme ein komödiantisches Volksoperndebüt in Frauenkleidern.

Manfred Hemm (König Treff) sorgte sich wirkungsvoll um seinen Sohn, Daniel Schmutzhard lieh seinen schlanken, schönen Bariton dem Pantalone, Alexandra Kloose überzeugte als Prinzessin Clarisse, Eva Maria Riedl gestaltete eine raubtierhaft böse Smeraldine.

Das Publikum war sehr zufrieden – und dankte widerspruchslos mit fast zehn Minuten lang anhaltendem Applaus.