L'OLIMPIADE
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Theater an der Wien
28. März 2014

Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Vaclav Luks

Orchester: Collegium 1704

Clistene - Johannes Chum
Aristea - Simona Saturova
Megacle - Raffaella Milanesi
Licida - Tehila Nini Goldstein
Aminta - Krystian Adam
Argene - Sophie Harmsen
Alcandro - Helena Kaupová


„Neapolitanische Rarität“
(Dominik Troger)

Sammler von Opernraritäten kamen an diesem Freitagabend im Theater an der Wien auf ihre Rechnung: „L’Olimpiade“ von Josef Myslivecek, 1778 in Neapel uraufgeführt, wurde in einer konzertanten Aufführung gegeben.

„L´Olimpiade“ beruht auf einem Libretto des Pietro Metastasio, das eine Vielzahl an Vertonungen erlebt hat. Laut Programmheft zur Aufführung hat Myslivecek in chronologischer Reihe die 89. Oper auf dieses Libretto beigesteuert, das die Liebesverwirrungen von Olympiahelden zum Inhalt hat. Bereits 2011 präsentierte das Theater an der Wien die Vertonung des Stoffes durch Giovanni Battista Pergolesi aus dem Jahr 1735. (In dieser Aufführung hat Raffaella Milanesi die Arista gesungen, diesmal schlüpfte sie in die Rolle des Megacle.)

Josef Myslivecek hat seine „L’Olimpiade“ nur um drei Jahre überlebt, er starb 1781 offenbar an Syphilis. Der Komponist dürfte auf seine Zeitgenossen einen dynamischen Eindruck gemacht haben – seinen feurigen Charakter erwähnt Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief aus München an seinen Vater. Josef Myslivecek war mit den Mozarts gut bekannt – und sein Name wird heutzutage meist im Zusammenhang mit Mozart erwähnt. Aber er war zu seiner Zeit ein bekannter Komponist, der mit seinen Opern nicht nur in Italien große Erfolge feierte.

Auch „L’Olimpiade“ enthält viel feurige, vorwärtsdrängende Musik, einer unverkennbar auch an Mozart erinnernden „Frühklassik“. Sie peppt die konventionelle Form einer dreiaktigen Opera seria im neapolitanischen Stil gehörig auf, mit energiegeladenen und virtuosen Arien und repräsentativem Einsatz von Blechbläsern. Es gibt effektvoll begleitete Rezitative – ein rechter „Sturm und Drang“, wenn auch versteckt hinter dem antiken Stoff eines damals rund 50 Jahre alten Librettos.

Die konzertante Aufführung basierte auf einer szenischen Produktion, die vor einem Jahr in Prag gezeigt worden ist. Die SängerInnen agierten auf der Bühne durchaus szenisch, aber ohne Kostüm. Megacle legte sich sogar zum vom Libretto verordneten Bühnenschlaf auf den Boden nieder, das kommt bei konzertanten Aufführungen doch eher selten vor. Dass je eine Passage aus einer Hasse- und einer Gluck-Oper in die Produktion eingeschoben wurde, sollte vielleicht die Querverbindungen des damaligen Musikgeschehens aufzeigen. So war im Finale eine Arie des Licida hören, die im Programm als „Einschub“ aus Glucks „Ezio“ gekennzeichnet war. Allerdings gelang das fast nahtlos, die Vorherrschaft eines „Zeitstils“ hätte kaum besser bewiesen werden können.

Die musikalische Ausführung hat sich an diesem Abend allerdings kein „Triple-A-Rating“ verdient. Zwar war der Überzeugungswille bestechend, mit dem sich die Ausführenden der Sache annahmen und der für recht kurzweilige dreieinviertel Stunden sorgte (einige zu lange Rezitative ausgenommen), aber insgesamt tönte es doch etwas forsch und zu unsubtil aus dem Orchestergraben (am Pult Vaclav Luks) und von der Bühne.

Raffaella Milanesi startete als Megacle nach kurzem Rezitativ gleich mit einer recht forciert angegangenen Arie „Superbo di me stesso“, wobei der Eindruck entstand, als müsse sie ihre nicht sehr farbenreich timbrierte Stimme erst einmal „auf Linie“ bringen. Das Ergebnis waren leicht unsauber klingende, zu brachial in das Theater an der Wien geschleuderte Spitzentöne und etwas verwaschene Koloraturen. Nach diesem Kraftakt fügte sich Milanesis Sopran besser in die Partie, auch wenn die Sängerin ständig unter Spannung zu stehen schien, die Figur fast mit Hysterie aufladend.

Clistene wurde von Johannes Chum gesungen. Sein Vortrag wirkte etwas „akademisch“ mit zwar klarem, aber monochromem Tenor, die leichtgängige Virtuosität der Arien blieb etwas unterbelichtet. Die Sopranistin Tehila Nini Goldstein steuerte den Licida bei – ursprünglich ebenfalls eine Kastratenpartie. Sie ließ einen lyrischen, etwas metallisch timbrierten Sopran hören, der gut zu dieser Männerrolle passte. Sophie Harmsen mit deutlichen gerundetem Kleid als Zeichen heranwachsender Niederkunft lieh der Argene einen warme Mezzostimme.

Die qualitätsvollste Stimme trug an diesem Abend Simona Saturova als Arustea bei. Ihr flexibler, besonders in den längeren „Läufen“ virtuoser Sopran, zeigte ein leichtes, dunkles „Leuchten“, das den Gesang mit lyrischer Empfindsamkeit kolorierte und im oberen Bereich ihres Tonumfangs besonders gut zum Tragen kam. Das machte schon in ihrer ersten Arie „Tu di saper procura“ einen sehr guten Effekt. Der junge polnische Sänger Krystian Adam mit einem aufstrebenden, aber noch etwas harten lyrischen Tenor und Helena Kaupova traten in Nebenrollen auf. Das Publikum im mäßig besuchten Theater an der Wien spendete starken Schlussapplaus.