ORFEO ED EURIDICE
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Konzerthaus
Konzertante Aufführung
24.1.2010

Musikalische Leitung: Antonio Florio


La Cappella della Pietà de' Turchini

Orpheus - Romina Basso
Euridice - Francesca Boncompagni
Amore - Maria Ercolano
Proserpina - Valentina Varriale
Plutone - Makoto Sakurada
Aristeo - Giuseppe De Vittorio


Noble Klänge für Kaisers Geburtstag
(Dominik Troger)

Johann Joseph Fux und seiner 1715 uraufgeführten „Fassung“ des Orpheus und Euridike-Stoffes war der Abschluss des Resonanzen-Festivals im Wiener Konzerthaus gewidmet.

Fux war seit 1711 Hofkapellmeister Kaiser Karl VI. in Wien. Mit seiner Kompositionslehre übte er maßgeblichen Einfluss auf die Musikgeschichte aus, sein musikalisches Werk verblasste im Laufe der Jahrhunderte deutlich, Aufführungen seiner Opern zählen zu Raritäten. Immerhin huldigte Mitte der 80er-Jahre das Opernhaus Graz dem „Steirer“ mit einer viel beachteten Aufführung seiner Oper „Angelica vincitrice di Alcina“.

„Orfeo ed Euridice“ wird laut Programmheft zur Aufführung in den Annalen der Hofmusik als Serenata geführt. Das Werk feierte nicht nur den Mythos treuer Liebe, sondern auch den Geburtstag Karl VI.. Das Libretto von Pietro Pariati spricht diesen Sachverhalt im Finale deutlich an (ebenso wie die Hoffnung verheißende Schwangerschaft der Kaiserin). Schon deshalb musste die Geschichte gut ausgehen: Orfeo bekommt seine Euridice. Es folgt allgemeiner Schlussjubel.

Vielleicht fehlte der Aufführung im Konzerthaus ein wenig solch illustrer Anlass: denn besonders mitreißend geriet der Abend nicht. Das hatte wohl einerseits mit dem Werk selbst zu tun, das schon rein stilistisch kein „Bravourgehabe“ sucht, andererseits mit der eleganten Wiedergabe der Cappella della Pietà de' Turchini unter Antonio Florio, der auf das Herausstreichen grellerer Akzente verzichtete. Die Liebesangelegenheiten von Euridike und Orpheus rückten dadurch ein wenig in das Licht sakraler Keuschheit und erzielten über weite Strecken eine eher meditative Wirkung.

Den Sängerinnen und Sängern war dadurch ein bisschen der Boden entzogen, auf dem sie ihre Gesangs-Kunststücke so richtig hätten befeuern können. Trotzdem wird einem so manches im Gedächtnis bleiben: die oft sehr passende Instrumentation der Arien, das Pizzicato, das Orpheus „wie vom Sänger selbstgezupft“ begleitet; eine Arie, die Fuxens meisterhafte Beherrschung des Kontrapunktes dokumentiert; oder jene der Euridice, bei der im Cello die Schwalben flattern. Fast amüsant die Begleitung zweier Fagotte, die Pluto einen leicht schrägen Charakter „andichten“. Und Pluto, von einem Tenor gesungen, hinterließ hier keinen finsteren Eindruck.

Die Besetzung war wohl auch nicht außergewöhnlich genug. Romina Basso führte das Ensemble an. Sie steuerte mit ihrem warm und klar tönenden Mezzo den Orpheus bei. Das gelang recht stimmungsvoll, die Emotionen waren aber doch sehr geglättet. Francesca Boncompagni sang eine sehr zarte, auf mich seltsam geschlechtslos wirkende Euridice, im Timbre des öfteren an die verklärende Unschuld eines Knabensoprans gemahnend. Maria Ercolano und Valentina Varriale sorgten als Amore und Proserpina für eine hübsche Abrundung. Giuseppe De Vittorio, Tenor, sang einen kräftigen, in der Farbe schon etwas fahlen Aristeo. Makoto Sakurada zeichnete den Pluto mit hellem, etwas ausdruckslosem Tenor.

Der Gesamteindruck war ein sehr konzertanter - selbst das Werk erschien in der dargebrachten Form gleichsam wie ohne „Ausstattung“: sehr hübsch und lieblich und feinsinnig musiziert, aber alles auf einer Ebene gehalten, ohne emotionale Abstürze oder sängerforcierende, arkrobatische Gesangseinlagen - eine noble, gemütberuhigende Klangtapete für Kaisers Geburtstag.