ARIANE ET BARBE-BLEUE |
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Konzerthaus Dirigent: Bertrand de Billy Radio Symphonieorchester
Wien |
Ariane - Deborah Polaski |
„Ariane et Barbe-Bleue“ ist eine auf dem Blaubart-Stoff beruhende Oper von Paul Dukas. Sie wurde 1907 in Paris uraufgeführt. Das Libretto stammt von Maurice Maeterlinck. Der zerfließende Symbolismus des Werkes macht es Zuhörern nicht gerade leicht. Die Handlung ist rasch erzählt: Ariane, Blaubarts sechste Frau, befreit ihre fünf, im Verlies eingesperrten Vorgängerinnen. Blaubart wird von aufständischen Bauern gefangen genommen und auf das Schloss gebracht. Die von Blaubart gedemütigten Frauen schenken ihm überraschender Weise das Leben und versorgen seine Wunden. Ariane verlässt das Schloss, die übrigen Frauen bleiben bei Blaubart zurück. Die Musik erinnert oberflächlich betrachtet an Debussys „Pelleas und Melisande“. Ein zeitloser Raum scheint sich zu öffnen, in dem die Konturen verschwimmen und die Charaktere sich auflösen. Blaubart selbst hat fast gar nichts zu singen – Männerstimmen sind in dieser Oper eine Seltenheit. Die Musik ist farbig, funkelt und glitzert, schreit nach einer exzellenten Lichtregie. Diese Farbenspiele verschärfen sich hin und wieder zu mächtigen Klangeffekten und Volksszenen (die wütenden Bauern) – während die Singstimmen stark dem Rezitativ verhaftet bleiben. Ariane ist die tragende Figur, mit ihr steht und fällt das Werk. Sie hat jede Menge zu singen, muss sich als zentraler Angelpunkt der Handlung bewähren und gegen ein großes Orchester durchsetzen. Deborah Polaski brachte das nötige Rüstzeug dafür mit: Ausdauer, eine kräftigte Stimme und viel wohldosierte Emotionalität, die das Geheimnis dieser Musik bewahrte. Jane Henschel stand ihr als Amme bestens zur Seite, vom Inhalt der Schatzkammern Blaubarts zutiefst entzückt. Die fünf früheren Gemahlinnen überzeugten in Abstufungen, angeführt von Ruxandra Donose (Sélysette). Die Umsetzung war insgesamt sehr engagiert, Bertrand de Billy und das RSO Wien bewiesen einmal mehr ihre Kompetenz in Sachen Opern-Raritäten. Trotzdem wurde nicht nur mir der Abend etwas lang – das Werk hat einen Zug ins Esoterische, der sich bei der „Erst-Begegnung“ als ziemlich hinderlich erweist. Und ob es hierzulande so bald einen „Zweit-Begegnung“ geben wird, wage ich nicht zu hoffen. Eine gelungene Inszenierung könnte sicher viel an Terrain wettmachen, das wäre eine Herausforderung. Interessant ist das Werk als Bindeglied zur französischen Moderne wie Olivier Messian, zu dessen Franziskusoper mir einige Parallelen auffielen. Am Schluss gab es viel Applaus für diese Opernrarität. |