ADRIANA LECOUVREUR
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Wiener Staatsoper
16.2.2014
Premiere

Dirigent: Evelino Pidò

Regie: David McVicar
Szenische Einstudierung: Justin Way
Bühne
: Charles Edwards
Kostüme
: Brigitte Reiffenstuel
Licht
: Adam Silverman
Choereographie: Andrew George Choreographische Einstudierung: Adam Pudney

Koproduktion mit: ROH Covent Gadren, Gran Teatre del Liceu, L'Opera National de Paris, San Francisco Opera

Maurizio, Conte di Sassonia - Massimo Giordano
Michonnet - Roberto Frontali
Adriana Lecouvreur - Angela Gheorghiu
La Principessa di Bouillon - Elena Zhidkova
Il Principe di Bouillon -
Alexandru Moisiuc
Abate - Raúl Giménez
Quinault- Jongmin Park
Poisson - Jinxu Xiahou
Jouvenot - Bryony Dwyer
Dangeville - Juliette Mars
Haushofmeister - David Prohaska

sowie Ballettänzerinnen und -tänzer im III. Akt


Tödliche Blumen (Nachtkritik)
(Dominik Troger)

Erstmals spielt die Wiener Staatsoper Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“. Die Produktion wurde von der Londoner Covent Garden Opera übernommen. Angela Gheorghiu sang – wie in London – die Titelpartie.

Cileas „Adriana Lecouvreur“ wurde 1902 in Mailand uraufgeführt (Enrico Caruso sang den Maurizio) und hat erst jetzt den Weg auf die Staatsopernbühne gefunden. Das Libretto wurde nach einem Stück von Eugène Scribe und Ernest Legouvé gefertigt, und behandelt eine intrigante Liebesgeschichte rund um das Leben der berühmten französischen Schauspielerin Adrienne Lecouvreur (Star der Comédie Francaise, 1730 überraschend verstorben). Cilea hat das Werk teilweise mit süffigem Verismo ausgestattet: Sopran (Adriana Lecouvreur) und der zwischen Sopran und Mezzo stehende Tenor (Maurizio) können sich melodramatisch, der Mezzo (La Principessa) rachesüchtig inszenieren. Es gibt aber auch (zu viel) musikalischen Leerlauf (etwa das Ballett im dritten Akt) und viele Ähnlichkeiten mit Werken von Zeitgenossen wie zum Beispiel Umberto Giordano und Pietro Mascagni.

Freilich, der von der eifersüchtigen Fürstin vergiftete Blumenstrauß, an dem sich Adriana eifrig zu Tode schnuppert, ist eines der seltsamsten Mordwerkzeuge, dass die Opernbühne je gesehen hat – und schon alleine diese „Rarität“ verleiht dem Werk eine gewisse Daseinsberechtigung im Repertoire. Cilea hat an seinem größten Erfolg über Jahrzehnte gefeilt. An der Staatsoper wird eine Art von „endgültiger Fassung“ gespielt, die der musikalische Leiter der Aufführung, Evelino Pidò, erstellt hat.

Laut eigenen Aussagen hat sich Angela Gheorghiu stark dafür eingesetzt, dass diese „Adriana Lecouvreur“-Produktion wirklich zur Zeit der Bühnenhandlung spielt: also im Paris des Jahres 1730. Passende, schön gearbeitete Kostüme und eine mit praktikabler Handwerkskunst gestaltete Szene, die von einem historischen Theaterraum ausgeht, erzählten die Geschichte ohne „Irritationen“. Dazu kam eine gute Personenführung – und das hat bestens funktioniert.

Angela Gheorghiu war eine etwas fragile „Adriana Lecouvreur“, mit an diesem Abend recht verhalten wirkendem Schöngesang. Gheorghiu hat Adriana als eher lyrischen Charakter ausdifferenziert, ein filigranes Seelengemälde, passend zu dieser seltsamen Todesart. Das Heroische der Partie blieb der Sängerin eher fremd. Denn Angela Gheorghiu gab mehr „Mimi“, als eine große „Racine-Tragödin“ – und so war sie in dieser Aufführung der bösen Prinzessin von Bouillon eine zu leichte Beute

Diese Widersacherin sang Elena Zhidkova mit Hausdebüt. Zhidkova legte bei ihrem Auftritt am Beginn des zweiten Aktes gleich mit einem fundierten Mezzo los, der energiegeladenen und metallisch die „Verismo-Wogen“ des Orchesters durchpflügte. Die Figur der Principessa ist im Charakter grob geschnitzt, voll dramatischer Begehrlichkeit und Eifersuchtsfeuer. Trotzdem muss eine Adriana dagegen halten können, weil sonst die Spannung verloren geht.

Massimo Giordano blieb als Maurizio einiges schuldig, „stemmte“ sich durch den Abend, und wenn er Piano sang, dann war von seinem Tenor oft kaum mehr etwas zu hören. Seine forcierte, eher „offene“ Art des Singens führte zu einigen „Unsauberkeiten" und seine Spitzentöne waren zwar kräftig, entwickelten aber kaum Strahlglanz. Im Spiel wirkte er recht jugendlich, aber auch etwas hölzern, und den Frauen- und Kriegshelden habe ich bei ihm nicht entdeckt, doch Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Das Ensemble, das sich um dieses „Beziehungsdreieck“ gruppierte, hinterließ einen guten Eindruck, beginnend bei Roberto Frontali als Michonnet und Raúl Giménez als Abate. Das Orchester unter Evelino Pidò spielte differenziert, hätte aber mehr „Melodramatik“ gut vertragen

Die Publikumsreaktionen beim Schlussbeifall waren durchaus konträr: Es gab sogar einige Missfallensrufe gegen das Regieteam und Massimo Giordano. Den meisten Applaus hat sich eigentlich Elena Zhidkova „ersungen“, bei Angela Gheorghiu taten sich einige Fans besonders hervor, die lautstark und nachhaltig ihrer „Divina“ huldigten. Der Schlussapplaus dauerte rund eine Viertelstunde lang.

Offfenbar wegen der Umbauten gab es zwei Pausen. Die erste nach dem zweiten, die zweite nach einem relativ kurzen dritten Akt, dem ein ebenso relativ kurzer vierter Akt folgte. Die Aufführung war nach knapp über drei Stunden vorbei. Der Stehplatz war schlecht besucht.