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L'ORONTEA
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Kammeroper Musikalische Leitung:
Wolfgang Katschner |
Orontea - Hilary
Cronin |
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Orontea, Königin von Ägypten, ist derzeit auf Staatsbesuch in Wien. Sie residiert samt ihrer frivolen Hofgesellschaft in der Kammeroper. Ihre erste öffentliche Audienz wurde von den Anwesenden mit Wohlgefallen aufgenommen. Ihr Auftreten war zwar nicht ganz „jugendfrei“, aber von erfrischender Harmlosigkeit. Wie sich in Erfahrung bringen ließ, ist Ihro Majestät über Innsbruck nach Wien gereist. Dort war sie zum Karneval 1656 vom Compositeur Antonio Cesti in die Gesellschaft eingeführt worden. Nach langen Jahren mit unbekanntem Aufenthalt hat sie sich seit 1961 wieder vermehrt in der Öffentlichkeit gezeigt, wobei ihr Auftreten 1982 – wieder in Innsbruck – heutzutage von ihren Fans als ihre eigentliche „Rückkehr“ gefeiert wird. Nun
gibt es in Wien zwar keinen Kaiser mehr – insofern ist Orontea
um über hundert Jahre zu spät dran – aber das Wiener
Opernpublikum kann von solchen Fürstlichkeiten nicht genug bekommen.
Hat es doch erst vor einer Woche dem indischen König Poro im
Theater an der Wien seine Reverenz erwiesen. Orontea ist jedoch aus
etwas schlüpfrigerem Holz geschnitzt. Ihre Liebe ist zwar „staatstragend“,
aber die venezianische Oper pflegte mit solchen Gefühlen „bodenständiger“
umzugehen, als das nachfolgende 18. Jahrhundert. Es ist dem Regieteam um Tomo Sugao zu danken, dass es sich dieser seichten Geschichte mit amüsant gehandhabtem „Augenzwinkern“ und viel Detailliebe angenähert hat. Die Bühnenfront der Kammeroper war architektonisch verkleidet zu „Venedig“ umgedeutet worden. Im Prolog trafen sich dort die einheitlich mit rotem Halstuch ausstaffierten Gondoliere. Es sollte wohl der Anschein erweckt werden, als ob diese dann die Oper aufführen – zwar im Hier und Heute, aber doch im „Kostüm“ und mit geschickt beweglichen zimmerkleinen „Kulissenboxen“ für schwungvolle Szenenwechsel. Für die Königin gab es ein paar „altägyptische“ Artefakte samt Thron. Hofdame Silandra fegte in einem barockbauschigen hellblauen Kleid über die Bühne. Der Maler suchte seine Liebe in einem farbbekleckerten Gewand, so als hätte er Hose und Hemd als Palette benützt. Dass Silandra und ihr Lover Corindo ihre Beziehung eifrig mit dem Smartphone für die „Ewigkeit“ festhalten, konnte als ungezwungene „Replik“ auf allgegenwärtigen Socialmedia-Wahn verstanden werden. Der kleine Saal wurde eifrig bespielt, der Publikumseingang für Auf- und Abtritte genützt. Dem Orchester hatte man vor der Bühne eine kleine „Lagune“ gebaut, die rundum von der Bühnenaktion „umspült“ werden konnte. Als für die Aufführung fruchtbar hat sich die Idee erwiesen, Creonte und Gelone als Doppelrolle zu besetzen. Im Antagonismus des Ratgebers Creonte mit dem besoffenen Spaßmacher Gelone haben sich die hehre Staatsräson und die Ewigkeitsansprüche der Liebe dann wie von selbst relativiert. Gerone, dem nur der Wein wichtig ist, durfte seine alkoholgeschwängerte „Philosophie“ zudem in der Sprache des Publikums, also in Deutsch, zum Besten geben – als etwas klotzig aufrührerischer Gegenpol zum erotisch aufgeladenen italienischen Liebesgeflüster und Eifersuchtsgezänk am ägyptischen Hof. Eine gute Personenregie und ein gut gewähltes Ensemble waren weitere Bestandteile des erfolgreichen Premierenabends. Junge Kräfte mit unverbrauchten Stimmen verbreiteten frische Liebeslyrik. Die aus England stammende Sängerin Hilary Cronin hat in Britannien u. a. mit Händel schon den Grundstein zu einer vielversprechenden Karriere gelegt. An der Kammeroper gibt sie eine leidenschaftliche Orontea, mit typisch englischem Sopran versehen, der nicht ganz so viel Bukett bereithält, aber trotzdem leuchtkräftig ist. Ihre wendige Hofdame Silandra, realisiert von Maria Ladurner, baute auf die sinnlich gerundete Koketterie ihres lyrischen Soprans, um ihre Amouren gesanglich und darstellerisch mit funkelnder Erotik auszukleiden. Die zwei Countertenöre Gabriel Diaz als Alidoro und Johannes Wieners als in Silandra verliebter Corindo hinterließen gesanglich und im Spiel ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Therese Troyer als liebende „Attentäterin“ Giacinta ließ einen schlanken, hellen Mezzo hören, ein bisschen androgyn – aber Giacinta hat sich auch als Mann verkleidet. Köstlich Stephen Chaundy als Aristea (Mutter des Alidoro), die auch im Alter unermüdliches Liebesverlangen treibt und durch dieses zur Quelle von manch piktanter Szene wird. Als Page Tibrino gesellte sich noch Manhan Qi mit zarterem Sopran hinzu – und als seriöser Ratgeber und vor allem als polternder Alkoholiker fiel es Alexander Strömer sehr leicht, das Publikum für sich zu gewinnen. Die lautten compagney Berlin und Wolfgang Katschner sorgte für die passende historisch informierte „Untermalung“. Als Zwischenmusiken wurden allerhand kurze Stücke von Cesti Zeitgenossen eingefügt. Im Programmheft gibt es eine Liste dazu. Orchester und Sänger tönten wieder teils zu laut und dynamisch indifferent, weil auch an der Kammeroper die Akustik seit geraumer Zeit offenbar auf einen „immersiven Raumklang“ abzielt. Am Schluss des Premierenabends gab es für die Ausführenden viel Jubel und Beifall vom bestens gefüllten Auditorum Die Aufführungslänge beträgt knapp drei Stunden inklusive einer Pause. Hätte man beim Teil vor der Pause um eine Viertelstunde gekürzt, wäre der Gesamteindruck noch kompakter gewesen. |