LA WALLY

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Konzerthaus
21.10.2005
Konzertante Aufführung

Dirigent: Carlo Franci

Radio Symphonieorchester Wien
Wiener Singverein

Wally - Violetta Urmana
Stromminger, ihr Vater - Dan Paul Dumitrescu
Giuseppe Hagenbach - Francesco Hong
Vincenzo Gellner - Ambrogio Maestri
Afra - Nadia Krasteva
Walther - Victoria Loukianetz
Ein Landstreicher - Marco Camastra


Tirol, um 1800...
(Dominik Troger)

Tiroler Berge; mächtige Gletscherzungen drohen leckend ins Tal; liebliche Wiesen an grünem Waldessaum und schmucke Dörfer; darüber der Himmel, von dem kitschiges Abendrot schwermütig herabtropft – das ergibt Alfredo Catalanis „La Wally“.

Geerdet ist das Bergvolk, aber leicht erregbar. Was sich heute auf Schipisten tummelt und Medaillen sammelt, bewies seinen Mut in früheren Jahrhunderten durch das Ausheben von Adlerhorsten und das Pflücken von Edelweiß. Catalani huldigt in seiner letzten Oper der legendären „Geierwally“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Wilhelmine von Hillern. Catalani lässt Wally keine Adlernester ausheben, sie beweist ihren Mut auf andere Weise: vom Vater verstoßen, weil ihr der verordnete Bräutigam nicht passt, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand. Wally hat aber ein Problem. Wenn es um die Liebe geht, liegen bei ihr die Nerven blank. Sie stiftet aus Eifersucht einen Mord an und bekommt am Schluss den Tenor (Hagenbach), den sie liebt, erst recht nicht: Er wird von einer Lawine mitgerissen, Wally wirft sich ihm nach in den schneebrodelnden Abgrund. „Ecco la sposa di Guiseppe. Anima cara, aprimi le tue braccia!“

„La Wally“ wurde 1892 an der Scala uraufgeführt. Catalani entwickelte teils eine schroffe musikalische Sprache (manchmal fast ins expressionistische verschobene „Verdizismen“), die er geschickt in weichere, filmmusikreife Rührpassagen überführt. Bestes Beispiel ist das bekannte „Ebben? Ne andrò lontana“ aus dem ersten Akt, das schon so manche Kinominute elegisch untermalt hat. Geschickte Instrumentation und grelle Effekte verkaufen auch heute noch marktschreierisch dieses Frauenschicksal aus dem Tiroler Ötztal.

Ohne dramatische Stimmen geht hier wenig. Mit südländisch gefärbtem Timbre und metallischer Verismo-Attacke rückte der Koreaner Francesco Hong rasch ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Er ist gerade Mal Mitte Dreißig und bezwang die Rolle mit kompromisslosem Draufgängertum. Violeta Urmana sorgte für viel Emotion, aber in den eigentlichen Soprangefielden, wenn sich gleichsam der klare, kristallene Tiroler Gebirgshimmel zu wehmütiger Klage verdichten sollte, rundete es doch nicht so prägnant. Ausgezeichnet im veristischen Kraftmeiern: Ambrogio Maestri als Gellner. Nadia Krasteva war eine souveräne Afra. Auch die übrige Besetzung bot keinen Grund zum Klagen: Victoria Loukianetz in der Hosenrolle des Zithernspielers Walter auch um Details besorgt, Dan Paul Dumistrescu als Wallys Vater, Marco Camastra als Landstreicher, sowie die Wiener Singakademie.

Dem RSO Wien liegen solch grelle Partituren; gemeinsam mit Dirigenten Carlo Franci lieferte es eine spannende, aber nicht allzu raffinierte Interpretation. Viel Applaus für eine gelungene Aufführung.