L'EUROPE GALANTE
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Campra-Portal

Konzerthaus
22. Jänner 2018

Konzertante Aufführung
Österreichische Erstaufführung

Musikalische Leitung: Hugo Reyne

La Simphonie du Marais & Le Choeur du Marais

Ensemble Donaïres

Venus / Doris / Une Espagnole / Olympia / Zaide -
Dagmar Šašková
Céphise / Roxane - Alice Ferrière
Philène / Un Berger / Dom Pedro / Octavia -
Romain Champion
La Discorde / Silvandre / Zuliman - Aimery Lefèvre
Dom Carlos - Guilhelm Worms

Tanz
Ensemble Donaïres
:
Ana Yepes und Olivier Collin


Europas Liebesleben

(Dominik Troger)

Im Rahmen des Resonanzenfestivals ging im Konzerthaus die österreichische Erstaufführung von André Campras „L’Europe galante“ über die Bühne. Campras 1697 uraufgeführtes Werk gilt als Geburtsstunde des französischen Opéra-ballet.

Dass man innerhalb von einem Jahr in Wien zwei Musiktheaterwerke von André Campra zu hören bekommt, ist sehr ungewöhnlich. Nach dem szenisch aufgeführten „Idoménée“ beim „Le festival de la musique baroque francaise“ im Schönbrunner Schlosstheater im Juni 2017, konnte man jetzt Campras „L’Europe galante“ in einer halbszenischen Aufführung im Wiener Konzerthaus erleben.

Ein Wettstreit zwischen Venus und La Discorde setzt die Handlung in Gang, ein Wettstreit, in dem natürlich die Liebe siegen wird, und der das Publikum mit den „Liebesgebräuchen“ von vier „Nationen“ Europas bekannt macht: Frankreich, Spanien, Italien, die osmanische Türkei. Die Liebe als kurzfristiges Vergnügen der Franzosen, die romantische Liebe der Spanier, die eifersüchtige der Italiener und die Liebe des Sultans zu zwei Frauen, wird in vier, von einander unabhängigen Akten dargestellt. Dazu gesellt sich ein Prolog, der die Rahmenhandlung zwischen Venus und La Discorde in Gang bringt. Eine kurze Schlussszene, in der Venus ihren Sieg erklärt, beschließt den Abend.

La Simphonie du Marais unter der Leitung von Hugo Reyne hat schon beim Resonanzenfestival vor fünf Jahren Jean-Philippe Rameaus „Les Indes galantes“ zur österreichischen Erstaufführung verholfen – und jetzt mit Campras Opus ein wichtiges weiteres Werk des Opéra-ballet dem hiesigen Publikum zur Kenntnis gebracht. Reyne und La Simphonie du Marais setzten dabei auf eine empfindsame Wiedergabe, die auch im Tempo die Gelassenheit eines lang zurückliegenden Jahrhunderts beschwor. Das war hübsch, manchmal idyllisch, gewiss entspannend, nicht immer fesselnd. Die beiden Tänzer des Ensemble Donaïres (Ana Yepes und Olivier Collin) sorgten für dezente Auflockerung und steuerten ihre Sichtweise von barocken Tanzeinlagen bei. Die Sängerinnen und Sänger wechselten für die einzelnen Teile, in denen sie jeweils andere Charaktere zu verkörpern hatten, die Garderobe.

Die Besetzung wurden von der auf „Alte Musik“ spezialisierten, tschechischen Sängerin Dagmar Šašková angeführt, deren klare, gut durchgebildete lyrische Sopranstimme der Venus und den von ihr im Folgenden verkörperten Frauenfiguren auch eine passende Portion an Koketterie verlieh. Šašková gab – wie die übrigen Gesangssolisten (bis auf Aimery Lefèvre) – bei dieser Aufführung ihr Debüt im Konzerthaus und kann als die solistische Entdeckung des Abends gewertet werden.

Aimery Lefèvre steuerte seinen schlanken Bariton bei, Alice Ferriére einen schon etwas individuell färbenden Mezzo, Guilhelm Worms einen noch sehr jungen Bass, Romain Champion einen leichten lyrischen Tenor. Einzelne Mitglieder des Le Choeur du Marais, die einige solistische Aufgaben übernommen hatten, blieben in ihren Möglichkeiten hinter den Gesangssolisten zurück.

Das Publikum im nicht ganz gefüllten großen Konzerthausaal spendete starken Applaus. Als Zugabe wurde der Radetzky-Marsch gespielt, eine humorvolle, aber eigentlich unpassende Wahl.