FRA DIAVOLO

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Volksoper
16.5.09
Premiere

Dirigent: Roberto Paternostro

Regie: Josef Ernst Köpplinger
Bühnenbild: Johannes Leiacker
Kostüme: Marie-Luise Walek

Fra Diavolo - Philippe Do
Zerline - Daniela Fally
Lorenzo - Ladislav Elgr
Lady Pamela Cookburn - Alexandra Kloose
Lord Cookburn - Marco Di Sapia
Matteo - Martin Winkler
Giacomo - Stefan Cerny
Beppo - Thomas Sigwald


„Vertane Chance“

(Dominik Troger)

Vom leichtfüßigen Charme der Opéra comique war diese „Fra Diavolo“-Premiere weit entfernt. Regisseur Josef Ernst Köpplingers entdeckte in Aubers romantischer parodistisch eingefärbten Räuberoper die „soziale Frage“. Dazu kam eine – bis auf Daniela Fally – nur bedingt zufriedenstellende Besetzung.

„Fra Diavolo“ stand in den letzten Jahrzehnten immer wieder auf dem Spielplan der Volksoper. Das Werk bietet gehobene Unterhaltung. Die Musik hat eine gewisse Leichtigkeit, gepaart mit Witz und parodistischem Gespür. Die vielen Ensembleszenen erinnern stark an Rossini, ohne ganz dessen Meisterschaft zu erreichen.

In dieser neuen, in deutscher Sprache gesungenen Volksopern-Produktion ist aber wenig davon zu spüren. Es wird eifrig „entromantisiert“. Regisseur Josef Ernst Köpplinger lässt das Stück im Süditalien des Jahres 1930 spielen. Ihn interessieren vor allem die gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit, die er realitätsnah und mit teils derbem Witz auf die Bühne bringt. Die Szene zeigt einen großen Baum in der Bühnenmitte, um den sich das Geschehen drei Akte lang gruppiert. Der Baum dient im zweiten Akt auch als Kommode und Schrank – die Zimmer der reisenden Engländer und von Zerline werden durch keine Wand getrennt.

Köpplinger tendiert dazu, die negativen Seiten der Charaktere zu zeigen und sie zu simplifizieren, dadurch nimmt er ihnen zugleich viele Nuancen. Der Wirt ist nur ein „Ungustl“, die Banditen sind dämlich und brutal etc. Auch Fra Diavolo hat nichts Geheimnisvolles: er ist einfach hinter dem Geld und hinter Frauen her. Nur gegenüber dem Schicksal von Zerline scheint Köpplinger ein wenig Mitgefühl zu entwickeln. Den beiden reisenden Engländern stellt er einen Diener bei, eine arme ausgebeutete Kreatur, die dem Lord beim Pinkeln sogar den Nachttopf halten muss. Am Schluss wird Fra Diavolo erschossen, Zerline gibt einem dabei stehenden Buben eine Ohrfeige. Hat womöglich der Bub selbst geschossen? Das hat sich meiner Aufmerksamkeit entzogen.

So wie der szenische Gesamteindruck gestaltete sich auch der musikalische: bis auf Daniela Fallys locker gesungene Koloraturen gab es wenig herausragende Momente. Philippe Do mit Hausdebüt in der Titelrolle ließ einige gut gesungene Höhen hören, schien aber der deutschen Sprache nicht so mächtig, dass seine Arien wie aus einem Guss wirkten. Auch Marco Di Sapia gab Hausdebüt, der Lord gelang ihm aber nicht so präsent, wie schon manche Rolle in der freien Opernszene. Ziemlich undifferenziert klang die Lady von Alexandra Klose. Ladislav Elgr wirkte als Lorenzo etwas überfordert. Martin Winkler gab einen bösartigen Gastwirten. Die beiden Banditen, Thomas Sigwald und Stefan Cerny, konnten an große Rollenvorbilder wie Karl Dönch und Eberhard Wächter nicht anschließen. Das Orchester unter Roberto Paternostro folgte Aubers Musik zu schwerfällig und ziemlich gebetsmühlenartig mit wenig Esprit. Das war mehr ermüdend, als unterhaltend.

Der Applaus ergab viel Beifall und Bravorufe für Fally, mäßigen Applaus und einige Bravrufe für die Regie, keine Buhrufe. Ein paar Buhrufe wurden gegen Do geäußert. Dankenswerter Weise lief der deutsche Text über der Bühne mit.

Fazit: Langatmige zweieinhalb Stunden, die mit „komischer Oper" wenig zu tun hatten.