ZENOBIA, REGIA DE' PALMIRENI
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Theater an der Wien
19. Oktober 2021
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Marcello Di Lisa

Orchester: Concerto de' Cavalieri

Zenobia - Ana Quintans
Aureliano - Valer Barna-Sabadus
Ormonte - Anicio Zorzi Giustiniani
Lidio - Maria Grazia Schiavo
Filidea - Raffaella Milanesi
Cleonte - Filippo Mineccia


„Der Kaiser und die Königin
(Dominik Troger)

Das Theater an der Wien lud zu einer konzertanten Aufführung von „Zenobia, Regina de‘ Palmireni“ von Tomaso Albinoni. Die Oper wurde 1694 in Venedig uraufgeführt. Das Theater an der Wien präsentierte eine auf zwei Stunden gekürzte Fassung ohne Pause.

Albinoni hat ein paar Dutzend Opern komponiert, nur wenige sind überliefert. An der Kammeroper hat man 2010 eine „Festa pastorale“ mit dem Titel „Il Nascimento dell‘ Aurora“ von ihm inszeniert, meine bis dato einzige Begegnung mit Albinonis Bühnenwerken. Die „Königin von Palmyra" wurde erst 2008 wieder für die Opernbühne entdeckt, mit einer Aufführung in Damaskus. 2018 kehrte sie für eine Produktion nach Venedig zurück. Die Handlung stellt den römischen Kaiser Aureliano und Zenobia, die Königin von Palmyra, in den Mittelpunkt. Palmyra wird von den Römern erobert und Zenobia erlangt nach vielem Hin und Her und Liebeswirren von Aureliano wieder ihren Thron zurück.

Die zwei Stunden vermittelten ein komprimiertes Bild der Oper, aber zugleich ein sehr reizvolles. Das war auch Verdienst der Ausführenden geleitet von Marcello de Lisa am Pult des historisch informierten Concerto de‘ Cavalieri, das zu ersten Mal im Theater an der Wien zu Gast war und das sich seit einigen Jahren intensiver mit dem Opernschaffen Albinonis befasst. Das Ensemble sorgte für eine unexaltierte, kernige Wiedergabe, Albinoni „al dente“, mit genug Raum zum Atmen, was auch den Sängerinnen und Sängern am Podium zu Gute kam.

Die Oper beginnt mit der Erstürmung von Palmyra und im römischen Feldlager meint der römische Kaiser wegen zwei schönen Augen sterben zu müssen, die seine Seele durchbohrt haben – vor den Pfeilen der Palmyrianer hat er offensichtlich keine Angst. Valer Barna-Sabadus hat den Kaiser mit gleichsam ansatzlos erstahlendem Goldton in die Handlung eingeführt, ein Countertenor, wie geschaffen für ruhig dahinfließende Liebesgefühle. Die Kriegslust wogte ist diesem Kaiser weniger stark, auch wenn er dann die Trompete zum Angriff blasen lässt. Im zweiten Akt wird Barna-Sabadus noch einmal so ein verliebtes Gustostückerl zum Besten geben dürfen, mit reizvoller Pizzicato-Begleitung, allerdings gilt seine Liebe dann Zenobia. Die Zenobia der Ana Quintans lockte mit einem weichem Sopran, beweglich in den Koloraturen. Allerdings dürfte es sich um eine Stimme handeln, die behutsam behandelt werden möchte, weil sie sonst schnell an Strahlkraft verliert. Sie scheint sich karrieremäßig strikt an das Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts zu halten.

Filippo Mineccia war der zweite Countertenor auf dem Podium, als General Cleonte in der Klangfarbe etwas viriler als sein kaiserlicher Chef und vom Gesamteindruck sehr ausgewogen. Den griechischen Prinz Lidio steuerte Maria Grazia Schiavo bei, ihr Sopran schien wenig belastbar und wurde von ihr in der Höhe schon recht forsch geführt. Raffaela Milanesi als Filidea wirkte stimmlich konsistenter, hatte aber auch ihre zwei, drei Momente gesanglicher „Überstrapazierung“. Anicio Zorzi Giustiniani hatte als Ormonte nicht allzu viel zu singen und bewältige diese Aufgabe ohne Probleme.

Das Theater an der Wien war einigermaßen gut besucht. Über die Jahre hat sich ein Stammpublikum herausgebildet, dass diese konzertanten Raritäten zu schätzen weiß und mit viel Beifall würdigt – diesmal dauerte der Schlussaplaus rund sieben Minuten lang. Die Bühne war während der Aufführung offen und zeigte den Hintergrund der aktuellen „Peter Grimes“-Produktion.