THE TEMPEST |
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Staatsoper Dirigent: Graeme Jenkins
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Prospero - Christopher
Maltman |
Adès-Portal Für drei Aufführungen ist „The Tempest“ von Thomas Adès in den Spielplan der Wiener Staatsoper zurückgekehrt. Nach der Premiere im Juni war die Besetzung in zwei Punkten verändert: Christopher Maltman sang seinen ersten Prospero – und am Pult stand Graeme Jenkins. Christopher Maltman sang in der Uraufführung von Thomas Adès Shakespeare-Vertonung 2004 den Sebastian und hat – wie er in einem Interview in der aktuellen Publikumszeitschrift der Wiener Staatsoper ausführt – Teile des Prospero bisher nur in Konzerten gesungen. Mit dieser Aufführungsserie hat er sein eigentliches Rollendebüt als Prospero gegeben – und das war eine gute Idee. Die Wirkung der Oper hängt stark von Prospero ab, der als Schwerkraftzentrum den Gegenpol zu all den anderen Figuren bilden muss. Maltman folgte hier einer klaren, durchaus mit Testosteron parfümierten Linie: ein zum „edlen Wilden“ gewordener Inselherrscher, der im Zuge der Ereignisse sich selbst wieder „humanisiert“. Maltmans Prospero war psychologisch aus „einfacherem Holz“ geschnitzt, als jener, den Adrian Eröd in der Premierenserie letzten Juni an der Wiener Staatsoper verkörpert hat – aber bei der insgesamt eher konventionellen Anlage dieser Oper, ist das vielleicht sogar ein Vorteil. Eröd versah die Titelfigur mit einem grüblerischen Zug und stimmlich – zumindest am Premierenabend – hätte mehr „Heldenaplomb“ nicht geschadet. Die Musik tönte an diesem Abend aus dem Orchestergraben in rauerer „Textur“ – aber Graeme Jenkins hat eine praktische Art, die Handlung voranzubringen. Thomas Adès hat – für meinen Geschmack – in der Premierenserie zu musikbezogen und zu wenig handlungsbezogen dirigiert. Eine gewisse Vorsicht war wohl den Mitwirkenden auf der Bühne geschuldet, die erst in die komplexen Gesangspartien mit voller „Live“-Erfahrung hineinwachsen mussten. Aber das Staatsopernorchester klang unter Adès eher „trocken“ und spannungslos. Die Partitur von „The Tempest“ mit ihrer gelungenen Instrumentation böte außerdem jedem Dirigenten eine Vielfalt an „spätromantischen“ Klangfarben und Klangmischungen zur üppigen Aufbereitung an. Audrey Luna hat als Ariel im Rahmen dieser Aufführungsserie wieder ihre Sonderstellung herausgestrichen, körperlich so agil und wendig wie ihr in höchste Höhen sicher sich aufschwingender Sopran. Ihr Luftgeist ist der kongeniale Widerpart zu Prospero. Ohne Premierenanspannung stieß Lunas Stimme noch lockerer in die Sopran-Stratosphären vor. Thomas Ebenstein wurde wegen einer Verkühlung angesagt, und konnte deshalb als Caliban seinen Charaktertenor nicht ganz so markant in Stellung bringen. Auch die übrigen Mitwirkenden befanden sich auf der Höhe der Anforderungen, was einen ansprechenden Opernabend ergab. Die Inszenierung von Robert Lepage ist in manchen Szenen einfallsreich (wobei hier vor allem Ariels Lusterakrobatik zu nennen ist). Die Mailänder Scala als Spielort zu nehmen, forciert nicht gerade exotische Inselnatur oder Meeresstimmung, auch wenn dann und wann mit Projektionen ein wenig nachgeholfen wird. Die visuelle Gegenwart von Zuschauerraum oder Hinterbühne setzt mehr auf eine Desillusionierung des Publikums. Aber in Summe betrachtet, darf man über die Inszenierung nicht klagen. Vor der Vorstellung wurden im Foyer und auf der Straße jede Menge an Karten von Privatleuten und Händlern angeboten und im Haus gab es ein paar Dutzend leere Sitzplätze. Der Schlussapplaus hatte eine Länge von rund sechs Minuten. Fazit:
„The Tempest“ wäre jetzt „ready“ fürs
Repertoire, aber schon am Sonntag (18.10.) ist nach insgesamt acht Vorstellungen
(zumindest für diese Saison) Schluss damit. Weil es sich um eine
Koproduktion handelt, weht der Sturm dann vielleicht wieder an der New
Yorker Met oder anderswo. |