THEATER AN DER WIEN - 12.12.2009
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Arienabend Edita Gruberova

Ein Abend wie ein Weihnachtsgeschenk: Edita Gruberova sang Mozart und Belcanto-Arien im Theater an der Wien.

Das Programm begann mit Mozart, die Marternarie, gefolgt von Donna Anna „Non mi dir“ und die Arie der Elettra aus dem 3. Akt Idomeneo. Nach der Pause gab es zwei rarere Gustostückerln aus dem italienischen Fach: „Lucrezia Borgia“ (Donizetti) „Tranquillo ei posa – Com‘è bello“ und aus „Il pirata“ (Bellini) „Oh!! S’io potessi – Col sorriso d’innocenza“. Drei Zugaben erfreuten die Zuhörer: aus „Linda di Chamonix“, „Candide“ und für den augenzwinkernden Abschied sorgte die Adele aus der „Fledermaus“.

Die Begleitung arrangierte das Wiener Kammerorchester unter Andriy Yurkevych, das noch die Ouverturen zur „Entführung aus dem Serail“ und „Don Giovanni“ beisteuerte sowie einen Ausschnitt aus der Ballettmusik des „Ideomeneo“. Nach der Pause folgten die Ouverture zu „Norma“ und „Danza delle ore“ aus „La Gioconda“.

Edita Gruberova präsentierte sich mit frischer, wie immer äußerst virtuos geführter Stimme, gesättigt von Liebesqualen und Verzweiflung oder mit selbstironischem Humor wie in Bernsteins „Candide“, der zweiten Zugabe. Furios gestaltete sie beispielsweise den Ausbruch der Elettra im Idomeneo, in der sie mit hohlem, entlarvendem, nichtsdestotrotz musikalischem Lachen den mythischen Urgrund der antiken Tragödie beschwor – oder diese Donizetti’schen und Bellini’schen Frauengestalten, diese Schwermut der Liebe, die sich aus endlos geflochtenen Tongirlanden einen Hoffnungsfaden drehen. Diese Mädchengestalten rahmen sich ihr jetzt zu Menschenbildern, Lebenserfahrung durchtränkt primadonnenhaften Glanz, schafft Charaktere, Monodramen, die auch die Isolation eines szenelosen Arienabends ohne Einbußen an Wahrhaftigkeit überstehen.

Das war ein Abend zum bühnengerechten Erschaudern, aber genauso zum Genießen, zum Lachen und zum Erinnern (für jene, die das Glück hatten, ihre lange Karriere über Jahrzehnte verfolgen zu dürfen.) Und mit dem ersten „Nachschlag“ aus „Linda di Chamonix“ zauberte sie wieder einen jener atemberaubenden Momente aus ihrer Kehle, wo die hohen Töne sich gleichsam von jeder körperlichen Bedingung abzulösen scheinen – und es war, als hätte sich ein Zeitfenster geöffnet, rare Augenblicke atemloser Spannung und Erfüllung, denen dann ein impulsiver, dankbarer Jubel folgte. Es kann nur begeisternd sein, wenn beglückende Erinnerungen plötzlich derartig gegenwärtig werden: ein Weihnachtsgeschenk eben.

2009 - © Dominik Troger, operinwien.at