MUSIKALISCHE RÜCKSCHAU
DER DIREKTION HOLENDER 1991-2010
|
Home |
Von 18.30 bis 0.30h - also sechs Stunden lang - dauerte das Galakonzert anlässlich des Abschieds von Staatsoperndirektor Ioan Holender. Der Direktor war sein eigener Conférencier und führte durch den Abend, der sich thematisch an den Premieren der 18-jährigen (Allein-)Direktionszeit orientierte. Dieser thematische „Überbau“ gab dem Konzert ein brauchbares Gerüst, auch wenn er aus unterschiedlichsten Gründen nicht konsequent eingehalten wurde. Wer so viele Opernjahre im Rückblick behandeln möchte, muss selbst bei der epischen Länge von sechs Stunden Einschränkungen machen – und dass der Direktor sein ganz persönliches Abschiedskonzert auch nach seinen ganz persönliche Vorlieben besetzt hat, wer könnte ihm das vorwerfen? Hinzu kamen allerdings Unwägbarkeiten wie verspätete Flugzeuge oder Krankheiten, die das „gedruckte“ Programm dann doch ein bisschen aufmischten, aber der Direktor und Conférencier zeigte sich gewappnet – er nutzte diese „Zufälligkeiten“ für die eine oder andere launige Bemerkung, stellte Ferndiagnosen (diesem „glaubte“ er seine Erkrankung, jener offenbar nicht ...) und ließ Placido Domingo vom Flughafen „mit Blaulicht“ in die Oper bringen. Holender erwähnte viele nicht anwesende Künstler, erinnerte an Verstorbene, erzählte (bekannte) Anekdoten, führte souverän als Souverän durch den Abend. Andererseits war es wenig überraschend, dass einige für die Staatsoper bedeutende Künstlerinnen und Künstler dieser Direktionsjahre nicht erwähnt wurden und nicht aufgetreten sind - und diese Abwesenheitsliste ist in Summe für Holenders Direktion nicht weniger aufschlussreich. Die Sache mit den Absagen nagte dann doch an Holenders Gelassenheit, und als er sich zum Fernbleiben von Elina Garanca ziemlich eindeutig artikulierte, gab es sogar Buhrufe aus dem Publikum – galten diese der Sängerin oder nicht viel mehr den süffisant vorgetragenen Anmerkungen des Direktors? Ein Anflug von Peinlichkeit lag kurz über dem bis dahin so wohllaunigen Abend. Der Blumenstrauß, der als Huldigung dem scheidenden Direktor an diesem Abend in Form von rund 40 Musiknummern dargebracht wurde, wirkte trotz der recht beliebig wirkenden Durchmischung recht lebendig. Man durfte in Erinnerungen schwelgen, anhand von Videoeinspielungen über der Bühne sogar noch einen Blick auf längst ad acta gelegte Inszenierungen werfen und sich an vielen Gustostückerln erfreuen. Dabei kam durchaus Stimmung auf – und das war vielleicht am überraschendsten, dass man trotz der flotten Abfolge den einzelnen Nummern genug Liebe zum Detail und stimmungsvolles Musizieren angedeihen ließ. Die Bühne war offen, der Orchestergraben abgedeckt. Drei große Projektionsflächen im Hintergrund fokussierten wie bei einem richtigen „Event“ Dirigent, Sänger, Orchester. Die Bildstörungen beim bühnenmittig projizierten Video bekam man den ganzen Abend nicht in den Griff. Das Orchester saß auf der leicht ansteigend gebauten Bühne, dahinter der Chor nach Bedarf, die Sänger standen vorne auf dem gedeckten Orchestergraben. Der Abend wurde vor dem Haus auf einer Videowand übertragen, eine kommerzielle Verwertung ist geplant. Die Teilnehmer verzichteten auf Honorare, das Geld wurde für einen karitativen Zweck gespendet. Von der künstlerischen Ausbeute her hat der dritte Teil wohl am meisten überzeugt, aber es wäre ungerecht, hier über den Anlass hinaus zu urteilen. Manches weckte allein schon der Erinnerung wegen starke Emotionen – anderes schwelgte noch in der Blüte gegenwärtigen Opernglücks. Der unvergessliche Farbtupfen des ganzen Abends war gewiss Anna Netrebkos rosafarbenes Kleid – dergleichen ward hier wohl noch nie gesehen. Dass es eine Stunde vor Vorstellungsbeginn noch Stehplatzkarten gab, überraschte – das Haus war voll, aber nicht „übervoll“. Mit Applaus wurde nicht gegeizt, schließlich war man zum Feiern da. Nach der ersten Pause und den reichlich genützten Gratisgetränken wurde die Stimmung im Auditorium spürbar lockerer. Anbei nun die Nummern des Abends, fürsorglich aufgelistet, die Änderungen zum gedruckten Programm sind in der Tabelle eingearbeitet und werden im Anschluss noch einmal zusammengefasst.
Programmänderungen zusammengefasst: Feodora:
Ramón Vargas anstelle von José Cura |
|