LIEDERABEND EDITA GRUBEROVA
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Chronik

Liederabend von Edita Gruberova im Rahmen der "Solistenkonzerte" an der Wiener Staatsoper am 26. April 2012

Edita Gruberova war im Rahmen der „Solistenkonzerte“ in der Wiener Staatsoper zu Gast. Sie sang Lieder von Schubert bis Strauss und vier Zugaben. Am Flügel begleitet wurde sie mit gefühlvollem Anschlag von Alexander Schmalcz.

Das Programm vor der Pause war ganz Franz Schubert gewidmet und spannte sich von vier italienischen Canzonen bis zum berühmten „Gretchen am Spinnrade“. Dass Schubert einer anderen „Klimazone“ angehört als der Sopran Gruberovas war spürbar – weniger bei den Liedern auf italienische Texte (die Canzonen beziehungsweise die beiden Lieder „La pastorella al prato“ und „Vedi quanto adoro“), stärker bei den Liedern auf Goethe’sche Reime, wie bei „Suleika I" und „Suleika II" und Gretchens existentieller Unruhe am Spinnrad. Den Abschluss vor der Pause macht das „Lied der Delphine".

Nach der Pause folgten Hugo Wolf-Lieder auf Texte von Mörike (u.a. „Der Gärtner", „Zitronenfalter im April", „Mausefallen-Sprüchlein", „Elfenlied"), bei denen die Sängerin ihre Gesangeskunst mit Humor würzte und einen Schuberts ernstere Klänge bald vergessen ließ. So richtig in ihrem Element war die Sängerin bei Richard Strauss und seinen Liedern auf Texte von Clemens Brentano: „Ich wollt ein Sträusslein binden“, „Säusle, liebe Myrthe“, „Als mir dein Lied erklang“. Hier vermeinte man noch einmal Zerbinettas Stimme zu vernehmen, in die kleinere, exemplarische Form des Kunstliedes gegossen.

Nach eindreiviertel Stunden (mit längerer Pause) ging es in die halbstündige „Verlängerung“: viel Applaus und vier Zugaben. Es schloss sich ein weiteres Richard Strauss Lied an, Franz Schubert kam noch einmal zu Ehren, ehe der Abend mit dem bekannten Bravourstück „Villanelle“ von Eva dell'Aqua bei Gruberovas ureigenstem Metier anlangte. Leichtflügelig wie die besungene Schwalbe schwang sich Gruberovas Sopran empor. Vor der letzten Zugabe meinte die Sängerin, dies sei wahrscheinlich ihr letzter Liederabend in dieser Stadt gewesen, deshalb wolle sie noch etwas aus ihrem Leben erzählen – und sie setzte mit „Ach, wir armen Primadonnen“ von Carl Millöcker einen humorvollen, selbstironischen Schlusspunkt. Das augenzwinkernde Resümee einer langen, atemberaubenden Karriere?

Das Publikum genoss den Liederabend – und die beiden letzten Zugaben ganz besonders. Während des Schlussbeifalls wurden Blumen von Besuchern an die Bühnenrampe gebracht und der Sängerin gereicht. Nachher schrieb Edita Gruberova Autogramme im Eingangsfoyer. Viele Smartphones wurden gezückt, Fotos gemacht. Mai/Juni kommt noch eine Serie „Roberto Devereux“, und nächste Saison ist die Sängerin an der Staatsoper nur für das Japan-Gastspiel im Herbst 2012 engagiert. Glückliches Tokio.

2012 - © Dominik Troger - www.operinwien.at