EDITA GRUBEROVA: 50-JAHRE-BÜHNENJUBILÄUM
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Chronik

Konzertante Aufführung
Staatsoper
23.6.2018

Dirigent: Marco Armiliato


Orchester der Wiener Staatsoper

Solistin - Edita Gruberova
Weitere Mitwirkende
Paolo Rumetz, Jinxu Xiahou, Donna Ellen, Dan Paul Dumitrescu

Ouvertüre zu Die Entführung aus dem Serail
Arie der Konstanze "Welcher Wechsel / Traurigkeit, ward mir zum Lose"
Ouvertüre zu Don Giovanni
Arie der Donna Anna "Crudele...
Ouvertüre zu Idomeneo
Arie der Elettra "D'Oreste d'Ajace"

PAUSE

Preludio 3. Akt aus La traviata
La traviata: "Teneste la promessa" - Schluss der Oper
Sinfonia aus Norma
"Egli è spento... Quel sangue versato", Finale aus Roberto Devereux 


Eine Gala zum Abschied
Dominik Troger

1968 feierte Edita Gruberova ihr Bühnendebüt, 1970 sang sie ihre erste Vorstellung an der Wiener Staatsoper: Jetzt ist sie für einen Galaabend noch einmal dorthin zurückgekehrt, um den Mitarbeitern des Hauses und dem Publikum „Danke“ und „Adieu“ zu sagen.

Damit hat sich der Kreis geschlossen, wie es die Sängerin in ihrer kurzen Abschiedsrede formuliert hat – und eigentlich möchte man das noch gar nicht glauben. Die Zeit ist wie im Flug vergangen: 1970 die erste Königin der Nacht, 1976 der große Erfolg als Zerbinetta, 1978 folgte die Lucia – und dann ging es Schlag auf Schlag. Edita Gruberova ist bis gegen Ende der 1980er-Jahre sehr oft in der Wiener Staatsoper aufgetreten. Eine ganze Generation junger Wiener Opernenthusiasten ist mit ihr aufgewachsen, hat ihr Opernverständnis an ihren Darbietungen geschult und sie zum Maßstab erhoben.

Ihre Zerbinetta und ihre Adele waren die Prunkstücke unter den Prunkstücken, und auch ihre Aminta wäre ein solches geworden, hätte man die Oper öfter gespielt. Ihre Manon war ein kokettes, in neckische Seidenspitzen gehülltes erotisches „Gedicht“ – und mit ihren Belcanto-Partien, die „Lucia“ an erster Stelle zu nennen, hat sie ein ganzes Operngenre zu neuem Leben erweckt (von den altegedienten Callas- und Sutherland-Verehrern ein wenig kritisch beäugt).

Auch Mozart spielte ein wichtige Rolle, etwa in Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt in Zürich – eine Zusammenarbeit, die sie sogar 1991 für sieben Vorstellungen als Giunia (!) auf die Wiener Staatsopernbühne gebracht hat (und öfter hat man den „Lucio Silla“ im Haus am Ring auch gar nicht gespielt). Mozart, das hieß vor allem Königin der Nacht – an der Staatsoper zum letzten Mal bereits 1984! – oder Konstanze (zuletzt 1981!). Die Donna Anna folgte in Wien erst später. Man sieht daran auch, dass sich sehr viel Gruberova-spezifisches an der Wiener Staatsoper schon vor vielen Jahren zugetragen hat – und ihr Humor, den sie so wunderbar kokett mit ihrer stupenden Gesangstechnik auszudrücken vermag, hat nicht nur als Zerbinetta oder Adele gezündet, sondern auch als Rosina, Norina (AK-Tournee) und natürlich als Fiakermilli. Ihr Verdirepertoire an der Wiener Staatsoper umfasste u. a. Gilda (nur acht Vorstellungen) und vor allem Violetta (23 Vorstellungen zwischen 1980 und 1990).

Welches Programm würde die Sängerin bei diesem historischen Galakonzert also präsentieren? Bis zur Pause gehörte der Abend ganz Mozart, und steigerte sich – stimmhygienisch vorsorglich „choreographiert“ – bis zu Elettras expressivem „D’Oreste d‘Ajace“. (Diese Partie hat die Sängerin nie an der Staatsoper verkörpert.) Es folgten nach der Pause „Violettas“ Sterbeszene und die Schlussminuten aus „Roberto Devereux“. Alles Bühnenabschiede voll großer Emotionen, in denen die Sängerin auch ihre nach wie vor so bewundernswerten Piani einflechten konnte. Die erste Zugabe war eine große Überraschung und für Wien eine Gruberova’sche Novität: die Hallenarie aus „Tannhäuser“, ehe das von der Sängerin gerne als Zugabe gesungene und köstlich servierte „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“ den emotional stark bewegenden Abend beschloss.

Direktor Meyer dankte der Sängerin und überreichte ihr als Geschenk des Hauses einen großen gerahmten Poster mit Rollenfotos, die auch derzeit in einer Ausstellung in der Staatsoper gezeigt werden. Edita Gruberova rekapitulierte mit charmant-liebenswürdigen Abschiedsworten kurz ihre Karriere, betonte, dass die Wiener Staatsoper immer „ihr Haus“ bleiben werde, bedankte sich für die erhaltenen Auszeichnungen und die Treue des Publikums und meinte am Schluss: „Jetzt kann ich nur sagen: adieu, es war sehr schön, und es war genügend.“

Begleitet wurde der lange Schlussapplaus wie schon bei der Gala im Jahr 2015 von einem „Konfettiregen“. er bestand aus vielen roten Seidenpapierherzchenen und kopierten Erinnerungsbildchen: Auf der Vorderseite ein Bild der Sängerin in Kostüm und mit Sonnenblumenstrauß, versehen mit dem Datum des Galaabends und der Überschrift „Der Gesang ist mein Geschenk“. Die Rückseite zierten in der Mitte ein großes „DANKE“ und viele kleine „Danke“ in verschiedensten Sprachen und Farben. Die Überschrift auf der Rückseite lautete: „50 Jahre Musikalische Leidenschaft“, am unteren Rand war zu lesen: „Und in dem Wie, da liegt der große Unterschied“.