EDITA GRUBEROVA: JUBILÄUM 45 JAHRE AN DER WIENER STAATSOPER
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Chronik

Konzertante Aufführung
Staatsoper
7.2.2015

Dirigent: Marco Armiliato


Orchester & Chor der Wiener Staatsoper
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper

Lucia di Lammermoor

Chor aus dem 2. Akt, Szene und Arie des Raimondi, Szene und Arie der Lucia

Lucia - Edita Gruberova
Raimondi - Dan Paul Dumitrescu
Enrico - Marco Caria

I puritani

Introduzione 1. Teil, 1. Szene
Szene und Arie der Elvira aus dem 2. Teil
Elivira - Edita Gruberova
Riccardo - Marco Caria
Giorgio - Dan Paul Dumitrescu

-
- Pause --

Anna Bolena

Sinfonia
Finale 2. Akt
Anna Bolena - Edita Gruberova
Percy - José Bros
Rochefort - Dan Paul Dumitrescu
Smeton - Margarita Gritskova
Hervey - Carlos Osuna

Roberto Devereux

Introduzione 2. Akt
3. Akt, Finale
Elisabetta - Edita Gruberova
Sara - Monika Bohinec
Nottingham - Paolo Rumetz
Cecil - Carlos Osuna


Herzliche Jubiläumsfeier
Dominik Troger

Samstagabend lud die Wiener Staatsoper zu einem ganz besonderen Anlass: Gefeiert wurde das 45-jährige Staatsopernjubiläum von Edita Gruberova, die am 7.2.1970 als Königin der Nacht ihr Hausdebüt gegeben hat.

Im Programmheft zu diesem Abend werden all die Rollen aufgelistet, die die Sängerin in 711 Vorstellungen der Wiener Staatsoper (inklusive Gastspiele) gesungen hat.* Ganz an der Spitze der Liste findet sich die Zerbinetta mit 100 Aufführungen, dann folgt schon die Lucia mit 88, den dritten Rang beansprucht die Königin der Nacht mit 69. Die enge Verbundenheit der Kammersängerin mit der Wiener Staatsoper bezeugt die große Anzahl an kleineren Partien, die sie in den ersten Jahren ihrer Karriere am Haus verkörpert hat – hier spannt sich der Bogen quer durchs Repertoire, beispielsweise von der Barbarina bis zur Stimme vom Himmel, einem „Parsifal'schen"-Blumenmädchen oder den Siegfried anleitenden Waldvogel. Auch auf Edita Gruberovas unvergleichliche Adele in der „Fledermaus“ (31mal) sei verwiesen. (Anfang der 1970er-Jahre hat sie sogar dreimal die Ida verkörpert.)

Der Jubiläumsabend galt vier Belcanto-Partien, die ganz eng mit dem Wirken der Künstlerin verbunden sind: Lucia, Elvira, Anna Bolena und Elisabetta – und dieser Reihung, die in etwa der Reihenfolge entspricht, mit der die Künstlerin die Rollen im Laufe ihrer Karriere ins Repertoire aufgenommen hat, folgte der Ablauf des Abends, mit einer Pause nach „I puritani“. Lucia und Elisabetta markierten dabei die großen Eckpfeiler: die Lucia hat sie seit den 1970er-Jahren nahezu durch ihre ganze Karriere begleitet, die Elisabetta aus Donizettis „Roberto Devereux“ wurde für Edita Gruberova zu der bedeutenden Partie der letzten beiden Jahrzehnte.

Die Sängerin wurde mit einem enthusiastischen und langen Auftrittsapplaus begrüßt und die Euphorie des Publikums nahm im Laufe des Abends noch weiter zu. Vor der Pause trug Edita Gruberova ein helles, leicht cremefarbenes Kleid mit kurzer Schleppe, nach der Pause ein etwas aufwendiger gestaltetes Kleid mit etwas längerer Schleppe, in einem intensiven Hellblau gehalten und mit mehr angelegtem Schmuck.

Für das Publikum bot sich an diesem Abend die reizvolle Gelegenheit, ein bisschen in ferneren und näheren Erinnerungen zu schwelgen und sich von der Sängerin, die sich an diesem Abend in ausgezeichneter (!) Form präsentierte, zu einer kleinen Zeitreise verführen zu lassen. Einer Zeitreise, die bei vielen Anwesenden starke Emotionen erweckte und große Dankbarkeit – beispielsweise noch einmal diese weltenthobene Schwerelosigkeit fühlen zu dürfen, wenn sich Lucias Wahnsinn im Wechselspiel mit der Flöte zu einem magischen, zeitlosen Höhepunkt emporschwingt.

Der Abend wurde überhaupt von einer dankbaren Herzlichkeit geprägt, die von allen Beteiligten und dem Publikum ausstrahlte. Dieses Dankeschön wurde nicht nur mit einem insgesamt knapp 45 Minuten langen Schlussapplaus zum Ausdruck gebracht (inklusive einer kurzen Ansprachen durch den Direktor des Hauses und Dankesworten von Edita Gruberova), sondern in einem Regen von Rosenblüten und hunderten kleinen Zetteln mit Dankesworten, die aus den beiden Balkon-Proszeniumslogen auf die Bühne flatterten.** Die Zettel waren in verschiedensten Farben gehalten und ergaben zusammen mit den Blüten eine erfrischende Konfettiparade wie sie die Wiener Staatsoper wohl noch nie in ihrer Geschichte gesehen hat.

Direktor Dominique Meyer machte bei seiner kurzen Rede nach der charmanten Einleitung („Es ist schön, dass es sie gibt.“) ein paar statistische Anmerkungen, so wären Gruberova in all den Vorstellungen über 1,5 Millionen Besucher gefolgt und sie wäre mit über 250 Stunden an Applaus bedacht worden. Die Sängerin Ildiko Raimondi brachte das Zerbinetta Kostüm der alten „Ariadne“-Inszenierung auf die Bühne, das Edita Gruberova so oft getragen hat, um es der Kammersängerin als Geschenk zu überreichen. Edita Gruberova bedankte sich mehrmals bei allen Anwesenden, und stellte in Aussicht, dass sie noch hoffe, in drei Jahren ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern zu können. Die Sängerin wirkte sehr locker, spannte amüsiert den Zerbinetta-Schirm auf, als der Blüten- und Zettelregen einsetzte, schüttelte später auch viele Hände des sich im Parkett vor dem aufgebauten Konzertpodium drängenden Publikums.

Schon während der kurzen Pause zwischen den Ausschnitten aus „Anna Bolena" und „Roberto Devereux" hat ein Herr ein großes Blumengebinde zur Bühne nach vorne getragen, das die aus kleinen Rosen gebildete Zahl 45 zeigte. Während des langen Schlussapplauses wurden eine Unmenge an Fotos gemacht, und wer so lange applausfreudig verharrte, versuchte natürlich ein paar der geworfenen Zettel an sich zu bringen, um sie mit nach Hause zu nehmen, als ganz spezielles Andenken an einen besonderen, außergewöhnlichen Opernabend.

* Die Aufstellung ist etwas missverständlich, weil sie die Auftritte bei Gastspielen nicht extra ausweist. So hat die Sängerin zum Beispiel als Anna Bolena nie die Bühne der Wiener Staatsoper betreten, die Partie allerdings bei einem Staatsopern-Gastspiel in Japan gesungen.

** Die Vorderseite der Zettel zeigt ein Bild Edita Gruberovas im Kostüm der Elisabetta und mit einem Strauß Sonnenblumen in der Hand, die Rückseite enthält folgenden Text: „Verehrer/Innen und Freund/Innen sagen unserer „Königin“ des Belcanto DANKE für ihre 699 unvergesslichen und unvergleichlichen Vorstellungen an der Wiener Staatsoper.“ (Das Wort „Danke“ wurde grafisch aufgelockert von Dankesworten in verschiedensten Sprachen umrahmt.)