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26.8.07 – 1.9.07

Neue Volksoperndirektion – Publikumszeitschriften: „Musikfreunde“, „pro:log“, „Bühne“ – Eiserner Vorhang der Staatsoper

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – zumindest wirft der Start der neuen Volksoperndirektion derzeit große Schatten in den heimische Medien. In einem Interview (Kurier, 26.8.07) ist sich der neue Direktor Robert Meyer sicher: „Das Publikum verträgt schon einiges.“ Aber was verträgt Robert Meyer...? Sein Vorgänger hat offenbar nicht so viel vertragen. Doch das sollte kein Grund zur Besorgnis sein. Meyer steht unter anderen Sternen. Beugt sich da nicht Genius Nestroy selbst zu ihm herab und flüstert ihm erlösend ins Ohr: „Es gibt nix, was i net vertragen kann“?!

Corporate Publishing boomt im Kultur- und Entertainmentbereich. Das österreichische Aushängeschild ist die Zeitschrift der Gesellschaft für Musikfreunde. Nach 2005 konnte das Magazin auch 2007 beim europäischen Wettbewerb „Best of Corporate Publishing“ mit einer Auszeichnung reüssieren. Zwar gab es für den „Goldenen Saal“ nur Silber, doch das geschmackvolle Layout und die bis zu 100 Seiten starken Hefte sind am österreichischen Markt derzeit ohne Konkurrenz.

Die Wiener Staatsoper hat ihre Publikumszeitschrift pro:log mit einem neuen Layout und einem durchgehenden Farbdruck ausgestattet. Die grafische Gestaltung schafft eine gute Gliederung, das Inhaltsverzeichnis wurde besser platziert. Inhaltlich hat sich – bis auf das stark geschrumpfte Editorial – kaum etwas verändert. Für das Cover hätte man sich noch ein wenig Zeit nehmen sollen, an seiner Gestaltung sollte der Relaunch besser nicht gemessen werden.

In der neuen September-„Bühne“ findet sich ein Kommentar des Staatsoperndirektors. Zitat: „Die BÜHNE ist – im krassen Unterschied zu manchen ausländischen Opernfachzeitschriften – nicht inseratenabhängig und bringt auch nicht von Plattenfirmen oder sonstwie gesponserte Interviews von Künstlern. Sie ist redaktionell unabhängig und wird von den Kulturinstitutionen erhalten, die Mitglieder des Wiener Bühnenvereins sind.“ Und weiter: „Nur eines kann, soll darf die BÜHNE nicht: Kritik üben über die gezeigten Produktionen. Es ist verständlich, dass kein Theaterleiter seinen Abonnenten etwas zum Lesen schickt, wo steht, dass das, was der Abonnent gekauft hat, schlecht oder minderwertig ist.“ Über den Begriff der „redaktionellen Unabhängigkeit“ lässt sich nach solchen Ausführungen sicher trefflich streiten, aber es ist immer gut, wenn die Leser wissen, was sie erwarten dürfen.

„Museum in Progress“ hat wieder zugeschlagen. Nach dem aussagekräftigen „Farbfernseh-Testbild“ von letzter Saison präsentiert sich neuerdings der Eiserne-Staatsopern-Vorhang wieder „dynamischer“: Bilder überlagern sich, ein asiatischer Frauenkopf mit oranger Frisur löst sich in allerhand darunterliegende Wahrnehmungsschichten auf. Madame Butterfly bedroht von grünen Monstern? „Diese Arbeit ist Teil eines Werkzyklus mit dem Titel Hulk-Elvis (...).“ verrät uns der Künstler. Hulk geht auf eine Comic-Serie der 60er-Jahre zurück. Nach einem Nuklearunfall mit Gammastrahlung verwandelt sich Dr. Bruce Banner bei jedem Wutanfall in den Kraftlackl Hulk. Es ist zu hoffen, dass die Staatsoper im Foyer wieder einen instruktiven Folder auflegt, der dem Publikum erklärt, was es diese Saison am „Eisernen Vorhang“ zu bewundern gibt. Doch trotz jahrelanger Bemühungen werden – wie vermutet werden darf – einige Besucher in dieser Sache nach wie vor nur „ROT“ sehen, obwohl Hulk eindeutig „GRÜN“ gefärbt ist ...

www.operinwien.at 2007 - © Dominik Troger