„Festkonzert
zum Saisonschluss“
(Dominik Troger)
Die
Staatsopernsaison 2023/24 ist mit einem Galaabend der Opéra de Monte-Carlo
zu Ende gegangen. Cecilia Bartoli hat unter dem Motto „Farinelli
& Friends“ zu einem Konzert geladen, das sich von Händel bis
Piccinni an bekannteren und unbekannteren Arien der Barockzeit delektierte.
Wer sich am Beginn des Konzertes eine Ouvertüre erwartetet hatte, wurde
überrascht: Cecilia Bartoli als Direktorin der Opéra de Monte-Carlo
übernahm selbst den „Prolog“ und sorgte mit der von Händelschem
Flötengezwitscher begleiteten Arie „Augelletti che cantate“ aus
„Rinaldo“ für einen stimmungsvollen, „bukolischen“ Einstieg. Der
Flötist hatte in der rechten Proszeniumloge Aufstellung genommen, die
sonst der Direktion vorbehalten ist, und traf sich derart mit Bartoli
im abgedunkelten Staatsopernrund zum musikalischen Dialog.
Es folgte ein bunter Mix aus virtuosen Barockarien mit eingestreuten
Oratoriumsminuten, in denen sich italienische Oper mit englischer
Erbauungsmusik aus Händels Feder kontrastierte. Die Staatsopernbühne
war optisch ganz auf entspanntes Genießen eingerichtet. Das Konzert
fand bei offener Bühne statt: die riesige Videowall im Hintergrund, die
schon beim „Giuglio Cesare“ für cineastische Effekte gesorgt hatte,
zeigte fotogene Aufnahmen des Opernhauses von Monte-Carlo, samt
Innen-, Park- und Strandansichten, die sich in verspiegelten
Seitenwänden fortzusetzen schienen. Eine Fotografie des berühmten Denkmals von Hector
Berlioz machte allerdings für eine andere musikalische Epoche
„Werbung“.
Im Laufe des zweiten Teils nach der Pause konnte man sich bei einem
bühnenbreiten rötlichen Abendhimmel und Meeresblick gleich ganz zur
Küste des Mittelmeeres hinwegwegträumen wie bei einem riesigen
Reiseprospekt. Die auf der Bühne locker aufgestellten Kaffehaustische
ließen schon gar keinen Bühnenstress aufkommen, Cecilia Bartoli
musizierte eben mit Freunden für Freunde, und hielt sich selbst als
Gastgeberin dezent im Hintergrund. Les Musiciens du Prince Monaco unter
Gianluca Capuano sorgten wieder für die Orchesterbegleitung.
An den „Vogelzwitscherprolog“ schloss sich ein Duett an, ebenfalls aus
„Rinaldo“ (Cecilia Bartoli, Carlo Vistoli), dem ein „Air“ aus Händels
„Saul“ folgte, in dem Sara Mingardo die Geduld Gottes
mit uns sündigen Menschen pries. Über ein Terzett aus Vivaldis
„La fida ninfa“ gelangte das Programm zur ersten richtigen
„Virtuosennummer“: Maxim Mironov
steuerte eine Arie von Johann
Adolph Hasse bei. Gleich nach ihm versetzte Bruno de Sa mit seinem
klaren Koloratursopran das Publikum in große Begeisterung. (Es war
einer jener Überraschungsmomente, bei denen ein Auditorium wie vom
„Blitz“ getroffen in Enthusiasmus ausbricht.) Danach gab Anne Sofie
Otter mit abgeklärtem Mezzo einen Händelschen Oratoriumsausschnitt zum
Besten („Will the sun forget to streak“ aus „Solomon“).
Nach „Partenope“ (Carlo Vistoli), und Arien aus der „Alcina“ (Julie
Fuchs sowie Péter
Kálmán), erglühte Ann Hallenberg mit der Arie „Crude furie“ aus Händels
„Serse“ ganz im bravourösen Zorn des Perserkönigs. Es folgte vor der
Pause noch „O lovely peace“ aus „Judas Maccabäus“, bei dem sich Anne
Sofie von Otter und Julie Fuchs zum Duett trafen.
Nach der Pause stellte sich Cecilia Bartoli mit innigem
Oratoriumsfeeling ein, ehe Kangmin Justin Kim mit überspanntem
Counterseele als Serse seine sängerische Virtuosität bewies. Varduhi
Abrahamyan folgte mit einem Ausschnitt aus Vivaldis „Giustino“, und
danach leitete ein Ensemble aus Vivaldis „La vertá in cimento“ zu einem
Bravourstück von Carl Heinrich Graun über: Regula Mühlemann reüssierte
als Cleopatra in der schwungvollen Arie „Tra le proselle asorto“
aus „Cleopatra e Cesare“. Nach dem Ausflug ins Graunsche Ägypten ließ
Max Emanuel Cencic bei Nicola Antonio Porporas „Quando so oscura il
Cielo“ aus „Carlo di Calvo“ sein butterweiches Legato strömen. Zum
Schluss traf sich das gesamte Ensemble zum Schlusschor aus „Ariodante“.
Der Abend begann um 18.30 Uhr und war ziemlich genau um 21 Uhr zu Ende.
(Laut Programmzettel hätte er bis 22 Uhr dauern sollen, aber dazu hätte
man noch ein paar Gesangsnummern einschieben müssen.) Der Applaus
verfehlte knapp die 20-Minuten-Marke, mit rhythmischem Klatschen
garniert die ganz besondere Begeisterung des Publikums zum Ausdruck
bringend. Als Zugabe wurde das Finale aus Händels „Giulio Cesare“
gegeben.
PS: Im vorabgedruckten Programmheft wird noch Rolando Villazón angeführt,
der eine Arie aus Händels „Tamerlano“ hätte beisteuern sollen.
Über eine Absage wurde aber nichts verlautbart.
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